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Yakuza: Like a Dragon (3D-Rollenspiel) – Lauf, Kasuga, Lauf!

Kazuma Kiryu ist Geschichte – für den Moment jedenfalls. Denn an seine Stelle tritt Ichiban Kasuga, der mit dem achten Teil der Yakuza-Serie die Hauptrolle übernimmt. Kann der neue Held ähnlich überzeugen wie sein langjähriger Vorgänger? Und was passiert, wenn man aus einem Action-Adventure ein ausgewachsenes Rollenspiel macht? Nichts anderes geschieht nämlich mit Like a Dragon, in dem es statt schneller Action überlegte Taktik-Kämpfe gibt. Was das bedeutet, haben wir im Test herausgefunden.

© Ryu Ga Gotoku Studio / SEGA

Wenn Ichiban einer Dame etwa einen Blumenstrauß bringen soll, um die Beziehung zu ihr zu verbessern, ist das einzige Ergebnis ein Dialogfenster, das mir mitteilt, dass sich die Beziehung verbessert hat. Später muss er ihr dann gleich fünf (!) Sträuße besorgen, um das gleiche Ergebnis zu erhalten. Und so rennt man entweder durch die halbe Stadt, um für viel Geld Sträuße unterschiedlicher Sorten zu holen, oder man kauft Samen, geht die einpflanzen, kehrt später zur Ernte zurück, geht die Blumen anschließend binden und übergibt sie endlich der jungen Frau, um das erwähnte Dialogfenster anzuglotzen. Das Ganze wiederholt man dann bei weiteren Personen. Ich habe keine Ahnung, was diese Zeitverschwendung hier zu suchen hat. Ein einziges Mal und mit sichtbaren Konsequenzen hätten die Blumen ein richtig liebenswertes Ereignis sein können…

Größer – nicht besser

Es hört beim Blumentragen ja nicht auf;  Yokohama blinkt und glitzert auch überall dort, wo Kasuga eine Sammelwährung für einen weiteren exklusiven Shop findet und wo er außerdem Koffer sowie Tresore mit irgendwelchen Gegenständen öffnet. Seinen Höhepunkt findet der Unsinn aber erst beim Sammeln von Insekten, die man für das Erfüllen vieler Nebenmissionen benötigt. Denn dafür geht man am besten auf eine Wiese, rennt dort minutenlang im Kreis und drückt ständig die Taste zum schnellen Aufsammeln. Hammer! Spieldesign par excellence.

Aber halt, einige der Sammel- und Nebenaufgaben kann man ganz einfach abkürzen – indem man per Mikrotransaktionen Materialien kauft, mit denen Kasuga bessere Ausrüstung herstellen lässt, oder über die er seine Charakterwerte verbessert. So funktioniert Rollenspiel!

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Wie gewohnt führt Yakuza an einen faszinierenden urbanen Schauplatz… © 4P/Screenshot

Es hilft übrigens nicht, dass Isezaki Ijincho wesentlich größer ist als es Kamurocho, Sotenbori oder andere Schauplätze je waren. Ganz im Gegenteil: So beeindruckend manche Straßen und Gassen mit detailliert gearbeiteten Fassaden oder Hinterhöfen nach wie vor sind, so steril sind viele Straßenzüge im Norden des Viertels. Tatsächlich kommt die Technik dort offenbar dermaßen schlecht hinterher, dass zahlreiche Objekte wie PS3-Reliquien wirken, während spät auftauchende Details an Rasen und Bäumen richtig hässlich aussehen. Yakuza stand für mich immer für eine technisch nicht überragende, im Detail aber lebendige Welt, doch das trifft auf Like a Dragon nicht mehr durchgehend zu. Selbst auf PC und Xbox Series X zeigt die Technik keine Muskeln, sondern läuft dort lediglich flüssiger, sprich mit 60 statt 30 Bildern pro Sekunde.

Belangloses Umherrennen

Nun bedeutete Yakuza schon immer, so viel Zeit wie möglich in einer unterhaltsamen Welt zu vertrödeln, und das ist grundsätzlich großartig. Allerdings musste man in den Vorgängern bedeutend weniger Hürden durch spielerisch belangloses Umherrennen überwinden, da die interessanten Aktivitäten selbst im Vordergrund standen. Auch die in der Vergangenheit meist drolligen, manchmal guten Nebenmissionen haben an Qualität verloren, wobei in auffallend vielen das Anklicken eines Gesprächspartners schon reicht, um sie zu erledigen. Oft muss man nichts finden, keine richtigen Antworten geben und nicht einmal kämpfen. Selbst mit Nebenmissionen verbundene Kurzgeschichten gibt es nicht mehr oder so selten, dass sie kaum der Rede wert sind. Charaktere folgen ja auch weder einem Tagesablauf noch gehen sie verschiedenen Tätigkeiten bzw. Erledigungen nach. Gerade hier hatte ich mir einen Fortschritt erhofft, wenn Sega schon von Action auf Rollenspiel umstellt.

Kommentare

56 Kommentare

  1. Dank Gamepass schaue ich zum ersten mal in die Yakuza Welt rein. Gefällt mir nach ca. 10 Stunden Spielzeit sehr gut.
    Zum Glück hab ich jetzt erst die Wertung hier gesehen, ansonsten wäre das Spiel wohl an mir vorbei gegangen. bzw. hab gesehen wer hier den Test gemacht hat, dann wusste ich schon bescheid. :lol:

  2. Habe das Game jetzt auch mal durchgespielt und muss der 64er-Wertung hier wirklich ganz klar widersprechen.
    Ja, "Yakuza: Like a Dragon" bringt reichlich Altbewährtes und Vertrautes mit, liefert aber auch ebenso viel Neues, was ich gut umgesetzt finde. Die Wertung von 64 finde ich hier klar zu tief gegriffen. Den Bereich 80 bis 85 würde ich da schon eher anpeilen.

  3. Gentrie hat geschrieben: 12.03.2021 06:53 Die Wertung ist unter aller Sau. Ganz ehrlich.
    Da fehlen 30÷. Mittlerweile verlasse ich mich nur noch auf die Steamwertungen oder die von GoG
    Diese ganzen Clickbaitwertungen, Metacritic oder wer sich als Tester durch so etwas profilieren will sind mir nur noch zuwider. Nach über 48 Jahren die ich das nun verfolge habe ich echt genug geschreibsel gelesen.
    Einfach köstlich war es, wie euch die Cyberpunkwertung letztens um die Ohren geflogen ist. Hat mich richtig amüsiert. Danke dafür :!:
    Hast du mit 0 Jahren schon Tests gelesen? Oder bist du 50+?
    Das Spiel das jedem gefällt muss erst noch erfunden werden. Letztendlich liest du hier eine Meinung mit der du nicht konform gehen musst. Zumal Yakuza auf 4p, soweit ich mich erinnere, noch nie besonders gut abgeschlossen hat. Schon die Vorgänger bewerten Fans weitaus höher als 4P.
    Und in wie weit war ausgerechnet Cyberpunk Clickbait? Das haben doch die meisten Mags hoch bewertet.

  4. Die Wertung ist unter aller Sau. Ganz ehrlich.
    Da fehlen 30÷. Mittlerweile verlasse ich mich nur noch auf die Steamwertungen oder die von GoG
    Diese ganzen Clickbaitwertungen, Metacritic oder wer sich als Tester durch so etwas profilieren will sind mir nur noch zuwider. Nach über 48 Jahren die ich das nun verfolge habe ich echt genug geschreibsel gelesen.
    Einfach köstlich war es, wie euch die Cyberpunkwertung letztens um die Ohren geflogen ist. Hat mich richtig amüsiert. Danke dafür :!:

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